Das Herzstück des Wohnwagen-Innenlebens ist fertig: Das Kompostklo. Um einen Trenntoiletten-Einsatz des Herstellers Kildwick haben wir eine hübsche Kiste gebaut mit gemütlichem Toilettensitz. Dieser Einrichtungsgegenstand ist deswegen maßgeblich, weil er genau unter die Liegefläche zu verstauen sein soll. Am seitlichen Griff kann der Lokus dann bei Bedarf mal eben herausgezogen werden. Oder mit geschlossenem Deckel auch als Hocker oder Beistelltisch dienen.
Mit Kompostklos habe ich noch Null Erfahrung, außer dass ich hier und da bereits mal eines benutzt habe. Aber wie verfährt man mit den Produkten dieser Sammlung, so dass alles in einen sinnvollen Kreislauf mündet?
Wie wir in unserer Gesellschaft bisher mit unseren Ausscheidungen umgehen, wirft ein beispielhaftes Schlaglicht auf unsere Zivilisation. Der moderne Mensch hat es fertiggebracht, sich aus einem wunderbar funktionierenden Kreislauf ökologischer Zusammenarbeit zahlreicher Organismen so herauszumanövrieren, dass er, anstatt fruchtbare Erde zu schaffen, das eigene Trinkwasser vergiftet. Und der Boden bekommt, mangels natürlichen organischen Düngers Kunstdünger, der mithilfe Unmengen fossiler Energie irgendwoanders aus dem Bauch der Erde gerissen wurde. Wirklich genial.
Nachdem bereits reihenweise Gewässer umgekippt waren, schwante mensch die Erkenntnis, dass seine „Was-geht-mich-mein-Dreck-an-Kultur“ nichts anderes heißt, als sich selbst zu bescheißen. Eigentlich wäre das der Moment gewesen, wo man einen richtigen Switch zu dem natürlichen win-win-Kreislauf hätte vornehmen können. Aber es gab ja bereits diese wunderbar hygienische Wasserklosett-Infrastruktur und die Prägung, dass Kacke „bäh“ ist, steckte uns schon zu tief im Genom. Außerdem gab es ja noch genug Kali- und Phosphor-Lagerstätten, ganz zu schweigen vom sprudelnden Erdöl…
Das ändert sich gerade. Mit dem heraufdräuenden Phosphormangel besinnt sich der moderne Mensch auf eine naheliegende Quelle: Pipi. Eigentlich komisch, dass dieser Mangel bereits thematisiert wird bei dem Überangebot von Gülle? Vielleicht mangelt es noch an einer technischen Aufbereitung, um den Naturstoff so in Komponenten zu zerlegen, dass sie computergesteuert nach individuellem Pflanzenbedarf zusammengemixt und in genau bemessenen Dosen verabreicht werden können. So ist das, wenn kein Bodenleben mit dem ganzen Pool an willigen Kooperationspartnern und Humus als Speichermasse zur Verfügung steht.
Im eigenen Garten ist es leicht, damit anders umzugehen. Umso mehr erstaunt mich, dass ich so lange gebraucht habe, um mich näher mit der Materie zu beschäftigen. Ja, auch bei mir sitzt im Genom, dass ich mir die eigene Kacke nicht direkt aufs Gemüse packen will, aber der Umgang mit Kompost ist mir nicht unvertraut. Zwar kümmern sich vor allem die Hühner um unseren Küchenkompost – und das so gründlich, dass fast nichts davon für den Garten übrigbleibt – aber der Hühnermist mit der Einstreu aus dem Stall ergibt im Thermokomposter in wenigen Monaten eine duftende, humose Erde. Organische Alchimie! Also warum soll nicht auf dieselbe Weise die eigene Scheiße quasi zu Gold werden?
Als mich das Thema entflammt hat, beginnt die Beschäftigung damit großen Spaß zu machen. Mathilda bestand darauf, ab sofort Kaffeesatz und Teeblätter als Zutat für den Kackekompost in einem extra Behälter zu sammeln, “weil es sich toll und lecker anfühlt!” Was kann man dagegen sagen? Als Basis duftende Holzstreu und als Ausgleich zum sauren Kaffeesatz könnte man noch mit Holzasche aus dem Grundofen würzen. Fühlt sich allmählich an wie ein leckeres Menü zu zaubern… und natürlich ist es auch genau das – für die Mikroorganismen.
Die fertige Klokiste haben wir jetzt erstmal im Bad aufgestellt – direkt neben dem Wasserklosett. Dazu eine Box mit Holzspreu, davon gleich eine weiche Lage in den Kackbehälter. Der Einweihungshaufen bekam dann zwei, drei handvoll Späne als Abdeckung. Geruchsentwicklung gleich Null! Aus dem Thermokomposter tat ich noch etwas Startererde dazu, dann gleich auch noch einen Schwung Kaffee-Tee-Trester und das Ganze mit einem Schnapsglas Effektiven Mikroorganismen und einem Riesenkochlöffel schön durchgehäckselt. Hmm, da möchte man Bakterie sein!
“Die Kacke sind ja auch schon ganz viele Bakterien”, bemerkt Mathilda, “nämlich unsere, also wir sind’s, ne?” Und die neuere Darmforschung kommt gerade dahinter, dass unsere Darmbakterien mitprägend sind für unsere Persönlichkeit. Schon seit einiger Zeit schwant mir, dass sich gewisse Parallelen ziehen lassen zwischen der Art der Verdauung und der eigenen Psyche. Bist du eher der Typ, der alles gründlich durchkaut und dann zu einem entschiedenen und handfesten Ergebnis kommt? Oder tangierst du die Dinge eher oberflächlich, weißt oft nicht, was du willst und sonderst hier und da wachsweiche „Vielleichts“ ab?
Ein spannendes Universum an magischen Zusammenhängen und Mustern tut sich hier auf. Und voll von begeisterten Kooperationspartnern! “Heilige Scheiße!” staune ich und Mathilda knufft mich vergnügt in die Seite. “Und jetzt schnell wieder was essen, damit wir die Bakterien füttern können”, quiekt sie. “Nicht dass die uns verhungern…!”