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Die Bombe und das Leben

Simone

„Mathilda, ich habe an der Atombombe gebaut!“ – „Wusste gar nicht, dass du ein neues Hobby hast“, keckert Mathilda. „Heute nacht im Traum“, entgegne ich. „Und – warst du erfolgreich?“ „Ohja… es war aufregend. Ich war so vertieft in diese Herausforderung. Ich hatte mit allerlei Formeln und Berechnungen zu tun. Und ich war ganz durchdrungen von diesem Ehrgeiz, es hinzukriegen. Ich kam gar nicht auf die Idee, über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken.“ „Kommt mir irgendwie bekannt vor…“ Mathilda lacht leise. „Und dann hattest du deine Bombe?“ „Nicht nur eine, mehrere. So knuffige kleine Dinger, wie meine Pimpernussrasseln. Aber ich wusste plötzlich, darin steckt das Potenzial, die Welt zu pulverisieren. Das war krass.“ „Ist dir da nicht bisserl mulmig geworden…?“ Mathilda mustert mich von der Seite. „Aber hallo…! Als mir klar wurde, was das bedeutet, hätte ich am liebsten den Reset-Knopf gedrückt. Aber da war keiner. Nix, niente. Es gab keinen Weg, das Erschaffene ungeschehen zu machen….“ „Der Geist ist aus der Flasche…“ Mathilda schaut in den Himmel, als könne sie ihn dort erkennen. Aber da ist nur ein Flieger, der einen Kondensstreifen durch das Blau zieht.

Pimpernüsse

„Und dann?“ forscht sie. „Was hast du gemacht mit deiner neugeschaffenen … Macht?“ „Ich war ziemlich verzweifelt. Ich wusste, das Zeug muss irgendwie gehandhabt werden, es musste irgendwohin bewegt werden. Aber jedes Bewegen barg das Risiko, dass die Dinger hochgehen und alles andere mit. Dasselbe wäre gewesen, wenn man versucht hätte, die Bömbchen zu entschärfen. Wir haben die Knollen dann doch bewegt, indem wir all unseren Mut zusammennahmen und uns auf dieses Risiko einließen. Es musste ja sein!“ „Und, ist was passiert?“ Mathilda lauscht gespannt, während sie ein paar Pimpernüsse auf dem Tisch herumschnippt. „Nein, Gottseidank nicht. Aber diese Bedrohung lastete schwer auf uns allen. Wir wussten, sie würde uns für den Rest unseres Lebens begleiten. Und ich fragte mich, wie kann man nur leben unter diesem Damoklesschwert, ohne verrückt zu werden!?“ „Gute Frage.“ Mathilda kneift sich in die Nase und kitzelt dann mit dem kleinen Finger ein frisch geöffnetes Leberblümchen. Eine Hummel summt heran und prüft, ob hier schon happy hour angesagt ist.

Dann dreht Mathilda den Kopf und blitzt mich an. „Die Hummel weiß die Antwort“, grinst sie. Ich lächle. „Das hat mir der Traum auch gesagt…“

Leberblümchen

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