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Von Holz aus Sibirien und Pullis für Pinguine

Mathilda

Tinymobil Rohbau

Das ist schon schick, dass wir durch die nette Unterstützung von Werkhaus die Dreischichtenplatten mit dem Blauen Engel von Hersteller Elka beziehen konnten.

Der Holzmarkt im allgemeinen bietet ja eine Fülle von Fettnäpfen. Kaufst du sibirische Lärche – Qualität super, aber ökologisch eine Katastrophe, weil dadurch die letzten borealen Urwälder abgeholzt werden. In Sibiriens Klima wachsen die Bäume auch extrem langsam (klar, deshalb auch die schöne Qualität). Und in puncto Transportweg: Um die Ecke ist Sibirien auch nicht gerade.

Also Ökosiegel und Wertebekenntnisse von Firmen sind hilfreich, trotzdem: Man kommt nicht drumherum, selbst nachzudenken und individuelle Entscheidungen zu treffen. Oft sind sich ja nicht mal die verschiedenen Umweltinstitute einig, was am Ende umweltfreundlicher ist. Zum Beispiel Hafermilch im Tetrapak versus Milch aus der Glaspfandflasche. Rechnest du alles ein, von der Wertschöpfungskette über Transportwege (bei Pfandflaschen auch wieder zurück), Aufwand für Reinigung über die Lebensdauer bis zu Entsorgung und Recycling, soweit möglich – ist im Einzelfall mal diese, mal die andere Bilanz günstiger. Fein raus sind hier die, die z.B. als Veganer bereits eine fundamentalere Entscheidung getroffen haben. Aber wenn für dich als Alles-Genießer alle Optionen offen sind, und du zufällig auf dem Land lebst, lohnt es sich, mal zu gucken, ob nicht ein Milchbauer in der Nähe ist, am Ende noch öko, wo du deine Milch direkt holen kannst. Ist garantiert billiger als im Laden – und dabei hat der Bauer auch noch mehr davon. Und wenn es per Rad geht, ist das kaum zu toppen. Ultimativ öko, gesund und glückerzeugend ist es, wenn die Kälber oder Lämmer die erste Zeit bei der Mutter bleiben können und wenn die Milch von Hand gemolken wird. Doch, auch das gibt’s hier noch im Wendland, besser gesagt wieder. Hast du jemals so einen frischgemolkenen, euterwarmen Schluck Kuh- oder Ziegenmilch genossen, den Duft von Heu und Mist in der Nase? Ich sach dir, da schielste vor Glückglückglück…!

Und ja, es ist so, dass dieses Glück erkauft wird mit Kälbchen und Lämmern, die dann auch geschlachtet werden und die jemand essen muss. Oder darf, denn es ist ja auch lecker. Ein Tier zu schlachten ist tatsächlich was anderes als schön. Aber auf der Ebene von gut und schlecht kommst du aus dem Dilemma nicht raus. Was macht die Katze, wenn die Maus sagt, „Das ist aber unethisch, dass du mich frisst?“ „Tja gut,“ sacht die Katze, „dann lass ich das und such mir nen Dosenöffner. Ist sowieso bequemer.“ Damit hat der Mensch wieder die Arschkarte.

Im Dilemma, das sich Leben nennt, gibt’s keine einfachen Rezepte, auch wenn das manche gern so verkaufen wollen. Die vermeintliche Endlösung Glyphosat lässt rebellische Ackerkräuter zu Superweeds aufrüsten und der Krieg geht in die nächste Runde. Nee Danke. Wir müssen endlich runter von der Kontroll- und Endlösungs-Denke. Endlich wieder spüren wie wir verbunden sind mit dem Ackerkraut, den Insekten, den Vögeln, dem Kalb, das uns den Braten gespendet hat. Die kleinen Lösungen vor Ort suchen und finden, mit wenig Kollateralschäden. Und mit hohem Glücks- weil Beziehungsfaktor.

Isses nicht das, worum es eigentlich geht? Das Spüren von Beziehungen und das Ringen darum, in all dem Dilemma doch irgendwie „gut“ und „richtig“ zu handeln? Immer wieder neu?

“Dafür sind mir die Menschen schon fast wieder sympathisch”, grinst Mathilda. “Diese ganzen mitfühlenden Mammies, die den verölten Pinguinen tausende von Pullis gestrickt haben… Knutschen könnt ich sie! Wenn dann noch das Denken dazukommt und der SUV einfach mal stehengelassen wird, am besten so lange, bis er überflüssig wird, weil die Kids es peinlich finden, damit von der Fridays-for-Future-Demo abgeholt zu werden…”

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