Das Phänomen Tiny House und Tiny Living hat als Fundament eine ökologische Ausrichtung (jedenfalls hier in der „Alten Welt“).
Bekannte, die erstmals von unserem Vorhaben hörten, fragten oft „Und was unterscheidet ein Tiny House von einem normalen Wohnwagen?“ Dies dürfte der Hauptunterschied sein zum Lebensstil der (Dauer-)Camper zwischen Chemietoilette, Dosenbier und Dieselheizung. Die ausgeprägte Selbstbaukultur gegenüber den gekauften Plastikcampern basiert auf dem schmalen Budget und der oft ausgeprägten kreativen Lust und Experimentierfreude der Erbauer, was in unseren Landen meist Hand in Hand geht. Bis vor wenigen Jahren gab es auch Tiny Houses mit ökologischem Anspruch gar nicht zu kaufen. Inzwischen sprießen die Betriebe, die fertige oder individuell angefertigte Mobilheime anbieten, wie Pilze aus dem Boden und ein schickes, ökiges Teil mit Komposttoilette, autarker Stromversorgung und Wasserkreislauf übersteigt leicht den Quadratmeterpreis einer normalen Immobilie. Mobile Studentenbuden, hippe Ferienhäuser, Büros im Grünen und smarte Rentnerdomizile – die Möglichkeiten sind endlos und für Menschen mit dem nötigen Kleingeld wird die Mobilie auch gern zum Zweitwohnsitz.
Wir zählen eher zur Klientel mit schmalem Budget und großer Experimentierfreude. Und mindestens genauso wichtig wie das Ziel ist der Weg dorthin, der gepflastert ist von Kaskaden von Fragen und Herausforderungen. Was sind geeignete, möglichst ökologische Materialien? Wie konzipieren wir den Wagen, so dass er auf wenig Raum und mit wenigen Mitteln vielseitigsten Nutzen bringt? Welche Bauweise ist für uns Amateurfrickler die beste, die wir mit vorhandenen Mitteln bewältigen und die die unvermeidbaren Fehler verzeiht, ohne dass die Hütte zusammenbricht?
Klar ist, auch angesichts der geringen Größe: Es soll ein unbeheizter Wagen zur Nutzung nur in der warmen Jahreszeit werden. Entweder wir verzichten ganz auf Dämmung oder integrieren nur eine Minimaldämmung als Hitzeschutz und zum Abfedern von Temperaturschwankungen. Außerdem soll der Hänger nicht zu schwer werden, was nicht nur für den Caddy das Handling erleichtert. Ein großes, zu öffnendes Fenster auf einer Breitseite des Mobils böte die Möglichkeit, die Hütte auch als Puppentheaterbühne oder Marktwägelchen zu nutzen.
Ein entscheidender Faktor fürs Bewegen von A nach B ist der Windwiderstand. Bei 80 Sachen wirken Kräfte von Sturm der Stärke 9 auf die Konstruktion ein. So musste ich den großen Dachüberstand meines ersten Entwurfs schweren Herzens auf eine stummelige Minimallösung eindampfen, die noch eben für einen konstruktiven Schutz vor eindringender Nässe taugt.
Auch die zunächst angedachte Doppelzeile an Oberlichtern im Dach musste dran glauben, als ich keine mit der geplanten Bauweise realisierbare Konstruktionslösung fand, die mir ausreichend stabil erschien, um z.B. auch mal einen auf dem Dach herumturnenden Menschen auszuhalten. Dafür erscheint die Integration eines zu öffnenden Oberlichtes recht einfach. Mit dem Acrylglas, das wir aus Gewichts- und Sicherheitsgründen vorgesehen haben, ließe sich mittels eines Heißluftföns sogar ein gewölbtes Dachfenster herstellen.
Für eine einfache Konstruktion der Wände lassen wir uns von der Firma Werkhaus inspirieren, die nach ihrem typischen Dreischichtplatten-Stecksystem bereits Garten- und Saunahütten anbietet. Auf dem Parkplatz hinter der Zweigstelle in Lüchow sind nicht nur Beispiele dieser kleinen Hütten zu besichtigen, die Mitarbeiter sind auch selbst in das Netzwerk der kreativen Szene verwoben, in der gerade ein individuelles Tiny House nach dem anderen gezimmert wird und geben bereitwillig Auskünfte.
Mathilda meint: „Das ist überhaupt das Beste am Tiny-Hausbau. Die ganzen Leutchens, die du triffst, weil du was fragen musst. Und die dich anregen und weiterbringen. Sozialökologie, ne?“